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A. Saint-Exupery
Man sieht nur mit dem Herzen gut, denn die wesentlichen Dinge bleiben für die Augen unsichtbar.


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Mensch, werde wesentlich



Wozu Sex
Der Grund scheint die Erzeugung von Vielfalt zu sein, und die nützt auch noch anderswo

Als ich ungefähr 15 Jahre alt war, fragte ich meinen Vater einmal: Wozu gibt es Sex? Ich glaube, ich wurde rot bei der Frage, aber sie brannte so sehr in mir, ich musste sie stellen.

Mein Vater hat mehr als 50 Jahre in der biologischen Grundlagenforschung verbracht und gab mir viel von dem mit, was ihn dort motivierte: das Staunen über die schier unendliche Vielfalt des Lebens und die Wissbegier, das alles zu erforschen. Solche Fragen wie diese aber bekam auch er nur selten gestellt, und ich glaube, es war auch ihm ein bisschen peinlich, sie von seinem Sohn gestellt zubekommen, mit dem er so gut über Darwin, aber nicht entspannt über Sex reden konnte.

Seine Antwort: Sex gibt es, um Vielfalt zu erzeugen. Wie Sex das kann, erklärte er mir an der Meiose-Zellteilung, die den Geschlechtszellen mal das Gen vom Vater, mal das von der Mutter zuteilt, und der dann die Verschmelzung einer so entstandenen Eizelle von der Mutter mit einem ebenso (durch Meiose) entstandenen Samen vom Vater folgt. Beide Vorgänge mischen die Gene nach Zufallsprinzipien und können eine astronomische Anzahl von Varianten produzieren. So hatte ich es auch im Biologie-Unterricht in der Schule gelernt, aber ohne dort den Sinn der Vielfalt näher erklärt zu bekommen.

Wozu dieser Riesenaufwand?
I
ch spürte die Unsicherheit meines Vaters, der bei »Verschmelzung« und Vater/Mutter-Themen immer ein bisschen sentimental wurde, und fragte weiter: Wozu dieser riesige Aufwand für ein bisschen mehr an Vielfalt? Es wäre doch unendlich viel einfacher, wenn jedes Lebewesen für sich Kinder bekommen könnte. Ja, aber das wäre dann die exakte Replikation des Elterntiers, ein Klon. Es gibt unter den Lebewesen, Pflanzen wie Tieren, auch die asexuelle Fortpflanzung, sagte er. Alle höheren Lebewesen aber haben die sexuelle »gewählt«. Allenfalls in Phasen, in denen es schwierig ist, sich zu paaren, pflanzen sich einige Wenige asexuell fort (Parthenogenese), kehren bei nächster Gelegenheit aber zur sexuellen zurück.

Es beruhigte mich ein bisschen, dass der Wahnsinn dieses ganzen, aufwändigen Balzverhaltens und überhaupt der Verschiedenheit von weiblich und männlich biologisch sinnvoll sein sollte. Wirklich verstanden aber habe ich die Bedeutung von Vielfalt damals noch nicht.

Der Wettbewerb der Schnecken zeigt es

Eine Nachricht in der SZ vor ein paar Tagen brachte das Thema erneut auf. »Rein rechnerisch betrachtet ist Sex blanker Unsinn« schrieb Tina Baier dort auf der Wissenschafts-Seite. »Es kostet viel Energie einen geeigneten Partner zu finden« (Oh, du sagst es!) »und die Ausbeute ist mager: Zwei Individuen müssen sich zusammentun, um womöglich nur einen einzigen Nachkommen hervorzubringen. Viel effektiver scheint es, sich einfach zu teilen, wie es Bakterien, manche Pflanzen und auch einige Reptilien machen. Dabei erzeugen zwei Individuen nämlich mindestens zwei Nachkommen.«

Dann schrieb sie da über neueste Beobachtungen an zwei Populationen von Wasserschnecken, von denen die eine sich sexuell, die andere asexuell fortsetzte. Erst war die asexuelle klar im Vorteil, weil sie sich schneller vermehrte. Dann aber kamen Krankheiten, die von den sexuellen Schnecken immer nur einige Wenige, von den asexuellen aber immer gleich die ganze Gruppe der einander Ähnlichen hinwegraffte. Schließlich waren die Sexuellen deutlich im Vorteil. Das Fazit der Forscher: Sex ist entstanden, um die Immunabwehr fit zu halten. Weil bei der sexuellen Art der Fortpflanzung »die Gene gemischt werden, entstehen immer neue Kombinationen von Abwehrzellen. Diese können den Organismus besser gegen die sich ebenfalls ständig wandelnden Krankheitserreger verteidigen als die unflexible Verteidigung der Klone.«

Lust und Liebe – wozu?
So viele Menschen interessieren sich für Sex, aber zu wenige fragen sich: Wozu das Ganze? Für den Orgasmus, die Lust, die Liebe – ja, aber wozu hat die Natur die Paarung mit so viel Lust und Liebe prämiert? Höchstens individuell stellt man sich die Frage, ob im Hinblick auf die Lustoptimierung ein Partybesuch lohnt, die Gebühr für eine Partnervermittlung nicht doch etwas zu hoch sein könnte oder man sogar auf die kalorienvergeudende Beschäftigung im Bett verzichten könnte. Einige entscheiden sich schließlich für ein Leben als Single, nicht mangels Alternativen, sondern aus Vernunftgründen. Diese individuelle Ratio (wenn es denn eine ist, und nicht Bitterkeit) meine ich hier aber nicht, sondern: Warum betreibt die Natur diesen Aufwand? Die evolutionären Vorteile davon müssen enorm sein, und nicht nur bei den Schnecken, sonst hätte die Natur nicht den Orgasmus zur höchsten aller Lüste gemacht und die Liebe zum schönsten aller Gefühle.

Abtrünnige als Retter
Ich meine, man sollte den Vorteil von Vielfalt mal sehr viel detaillierter darstellen, und wo es geht auch in Zahlen. Zunächst im Vergleich der sexuellen mit der asexuellen Fortpflanzung. Und wenn es wahr ist, dass die Erzeugung von Vielfalt DER Grund ist, warum es Sex gibt, dann könnte Vielfalt auch noch auf anderen Gebieten ähnlich enorme Vorteile haben. Zum Beispiel könnte sie in der Landwirtschaft ein gewichtiges Argument gegen Monokulturen sein, und auch in den geistigen Kulturen müsste sie ein gewichtiges Argument gegen die Gleichschaltung von Massen sein und gegen die Bestrafung von Abweichlern, dem »Unkraut« in einer sozialen Monokultur. Randgruppen und Subkulturen bekämen dann viel größere – und positive – Bedeutung. Sogar die Sekten als Splittergruppen und (manchmal ketzerische) Subkulturen innerhalb der Religionen könnten dann eine positive Rolle bekommen, wie überhaupt Abtrünnige aller Art.
Die Weltwirtschaft als anfällige Monokultur
Wenn es stimmt, dass unsere jetzige Wirtschaftsweise unseren Biotop ruiniert, soziale Konflikte und Kriege erzeugt in einem Ausmaß, das sie zerstören kann, dann sollten auch hier viele Gründe für die Vielfalt sprechen. Wenn die globalisierte Welt eine wirtschaftliche Monokultur ist, dann kann ein einziger Parasit sie erledigen. Ein Börsencrash, der Crashs anderer Börsen nach sich zieht und dann die Weltwirtschaft in eine Rezession und Deflation stürzt mit immer heftiger werdenden Verteilungskonflikten. Oder noch schlimmer, weil irreversibler: Wenn diese Monokultur die Natur zerstört und die nicht nachwachsenden Ressourcen ausbeutet bis nichts mehr geht, dann hat sie keine Überlebenschance, weil sie in sich keine Alternativen erzeugt, sie ja oft nicht einmal duldet, wo sie auftreten.
Sex zwischen den Kulturen

Wenn es dann keine Randgruppen und Subkulturen gibt, die andere Modelle entwickelt haben, die vielleicht nachhaltiger sind, wird ein solcher Crash auch das Ende von homo sapiens sein. Deshalb meine ich: Wir sollten zwischen den Kulturen und Weltanschauungen lieber die sexuelle Fortpflanzung betreiben. Sie erzeugt einfach mehr Varianten als das sich selbst Klonen der Rechthaber. Wer meint, die Wahrheit schon gefunden zu haben, erzeugt keine Varianten, duldet sie vielleicht nicht einmal und wird dann beim nächsten Parasiten oder einer ähnlich großen Herausforderung sich von dieser Welt verabschieden müssen ohne Nachkommen hinterlassen zu haben.




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Wolf Schneider

Wolf Schneider, Jahrgang 1952, studierte Naturwissenschaften und Philosophie in München. Schon während seines Studiums begab er sich auf Reisen. Die nächsten Jahre verbrachte er in Europa und Südasien, wo er ab 1976 als buddhistischer Mönch in Thailand lebte und von 1977-1990 Schüler von Osho war. Zurück in München gründete er 1985 die Zeitschrift connection, die noch heute als connection Spirit mit der Sonderheftreihe connection Special erscheint. Seinen 2005 gegründeten Verlag mit integrierter "Schule der Kommunikation" wandelte er Anfang 2008 erfolgreich in eine AG um. Im Connectionhaus veranstaltet er Jahrestrainings unter dem Motto: "Kreativität, Kommunikation und Inszenierung". Mit seiner offenen, ehrlichen und humorvollen Art zu kommunizieren, schenkte er uns ein wunderbares Theaterstück (Zauberkraft der Sprache) und zahlreiche Bücher, die uns Leser in eine spannende Welt der Spiritualität entführen. Sein neuestes Buch: "Das kleine Lexikon esoterischer Irrtümer" erscheint im August 2008 im Gütersloher Verlagshaus.



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