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A. Saint-Exupery
Man sieht nur mit dem Herzen gut, denn die wesentlichen Dinge bleiben für die Augen unsichtbar.


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Mensch, werde wesentlich



Wir sind Beziehungswesen (Teil 2 von 2)


Als soziale Wesen verändern wir uns, beziehen uns – und vergehen              



Fakt und Fiktion
Alle mir bekannten Sprachen haben Personalpronomen. Warum das? Weil wir einander als Personen wahrnehmen und als Folge davon auch uns selbst als solche. Alle Sprachen haben ein Wort für die persönliche Anrede, das Du – auch wenn es dabei je nach Distanz oder Nähe, Bekanntheit, sozialem Rang, Gender und anderem große Unterschiede gibt – auf Deutsch gibt es ja auch noch ein »Sie«, auf Japanisch oder Sanskrit noch viel mehr. Wer den Zugang zum Transpersonalen schätzt, spiele einmal damit, einen Text zwischen der ersten, zweiten und dritten Person (ich, du und er/sie) umzuformulieren: Der Gehalt an Weisheit ändert sich dadurch nicht, nur der Charakter, die Anmutung, der Stil. Weisheit ist eben transpersonal.
Interessant finde ich in diesem Kontext auch die Unterschiede zwischen Fakt und Fiktion in unseren Künsten (Literatur, Film und andere), die ja unsere Wahrnehmung voneinander prägen. Nehme ich dich als Fakt oder als Fiktion war? Spielfilme und Romane verkaufen sich deutlich besser als Dokus und Sachbücher. Ist es vielleicht auch in unseren Beziehungen so, dass wir einander lieber als Fiktionen wahrnehmen denn als etwas Faktisches? Das muss ja nicht zu unserem Nachteil sein. Die Anrede als Shiva und Shakti im Tantra wäre ein positives Beispiel für eine solche Fiktion. Die Anrede als Drecksau und Schlampe wäre ein negatives Beispiel aus unserem Alltag. Alle vier Begriffe sind Fiktionen, mit denen wir unsere Interaktion gestalten.
Wie du mich mit deinen Händen berührst, ist eine Tatsache. Wer du dabei bist, ist eine Fiktion. Wie beides zusammenhängt ist Stoff für psychologische Dissertationen. Dein Körper wird von einem Wesen bewohnt, das deine soziale Umgebung erschaffen hat, und das nun wir – du und ich und das uns umgebende Kollektiv – für deinen weiteren Lebensweg mitgestalten können. Mit welchen Fiktionen wir in unsere Beziehung eintreten, versuchen Methoden wie das Familienstellen herauszufinden. Wir treten ja nicht als unbeschriebenes Blatt in eine Beziehung, sondern haben dabei eine Identität im Gepäck, die uns im akkulturierenden, konditionierenden System zugewiesen wurde, meist überwiegend vorerst ohne eigenes Zutun. Wenn wir diese erkennen, können wir sie annehmen oder ablegen und daraus Freiräume gewinnen für die Gestaltung unserer Beziehungen, ja unseres ganzen Lebensweges.

Im Diesseits und Jenseits zugleich
Der Weg des Mystikers ist nun, entgegen dem üblichen Wortgebrauch unserer Alltagssprachen, nicht der des Mystifizierers, sondern ein Weg des Erkennens des Tatsächlichen. Die mystische Wahrnehmung wendet sich innerhalb uns bestimmender Fiktionen den Fakten zu: dem Hören deiner Stimme, obwohl ich dich als Person doch kenne, und dem Vergehen in deinen Berührungen, obwohl ich doch weiß, wer du bist. Wir können in Beziehung sein, von Person zu Person, verbindlich, und dabei das große Ganze durchschimmern lassen, aus dem wir wie sich durch Kondensation gebildete Wolken entstanden sind, ein Du und ein Ich, aus kleinen Wassertröpfchen bestehend, die nun ineinander aufgehen können und in der warmen Sonne vielleicht bald ganz verschwinden.
Die Liebeslyrik preist zwar dieses Vergehen im Unendlichen an, auch das Verweilen darin. Wir können dort, im Land jenseits des Ego, aber keine Zelte aufschlagen. Reale Liebe muss so sehr in beiden Bereichen beheimatet sein, wie wir zum Gehen zwei Beine brauchen, auf einem bleibt es ein Hüpfen. Verschanzt in einem festen Ich gegenüber einem festen Du, das mag eine verlässliche Beziehung sein, es ist aber keine Liebe. Ebenso geben zwei Tropfen, die ineinander fließen (oder jeder in den großen Ozean) noch keine gute Beziehung ab, sondern sind –Wasser. Erst das Dazwischensein, hier und dort zugleich, im Tropfen und im Ozean, im Diesseits und im Jenseits, ist Liebeskunst, Beziehungskunst, Lebenskunst. Dort sind wir gebunden und zugleich frei und leben als mysteriöse Wesen im Zwischenreich – vielleicht sollten wir es einen Bardo nennen, den Bardo der Liebe.

Wolf Schneider, Jg. 1952. Autor, Redakteur, Kursleiter. Studium der Naturwissenschaften und Philosophie (1971-75) an der LMU München. 1975-77 in Asien. 1985 Gründung der Zeitschrift connection. Seit 2008 Theaterspiel & Kabarett. Kontakt: schneider@connection.de.
 




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Radio-Interview mit Wolf Schneider:
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Wolf Schneider

Wolf Schneider, Jahrgang 1952, studierte Naturwissenschaften und Philosophie in München. Schon während seines Studiums begab er sich auf Reisen. Die nächsten Jahre verbrachte er in Europa und Südasien, wo er ab 1976 als buddhistischer Mönch in Thailand lebte und von 1977-1990 Schüler von Osho war. Zurück in München gründete er 1985 die Zeitschrift connection, die noch heute als connection Spirit mit der Sonderheftreihe connection Special erscheint. Seinen 2005 gegründeten Verlag mit integrierter "Schule der Kommunikation" wandelte er Anfang 2008 erfolgreich in eine AG um. Im Connectionhaus veranstaltet er Jahrestrainings unter dem Motto: "Kreativität, Kommunikation und Inszenierung". Mit seiner offenen, ehrlichen und humorvollen Art zu kommunizieren, schenkte er uns ein wunderbares Theaterstück (Zauberkraft der Sprache) und zahlreiche Bücher, die uns Leser in eine spannende Welt der Spiritualität entführen. Sein neuestes Buch: "Das kleine Lexikon esoterischer Irrtümer" erscheint im August 2008 im Gütersloher Verlagshaus.



Zusätzliche Informationen:
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