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A. Saint-Exupery
Man sieht nur mit dem Herzen gut, denn die wesentlichen Dinge bleiben für die Augen unsichtbar.


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Mensch, werde wesentlich



LIEBE IST SPRACHE (Teil 2)
 Die Menschen der Jungsteinzeit müssen mehrheitlich (?) davon besessen gewesen sein, jedes Ding entweder der männlichen oder der weiblichen Seite (oder sogar noch einer dritten, neutralen) zuzuordnen. Aufgrund sprachgeschichtlicher Überlegungen (die Abspaltung der Hethiter, deren Sprache kein Genus hatte) könnte im Falle des Indoeuropäischen diese Zuordnung vor circa 5.000 Jahren geschehen sein. Aber nicht in alle Sprachen der Welt haben diese Macke (mehr dazu auf www.wals.info/chapter/30 – demnach wären immerhin 145 von 257 frei davon)

Das Geschlecht der Götter
Und wann haben die Menschen ihren Göttern Geschlechter gegeben? Das scheint noch viel früher der Fall zu sein. Vor allem gab es allem Anschein nach Jahrzehntausende lang nur weibliche Gottheiten. Jedenfalls sind aus der Zeit seit der Mensch überhaupt etwas abbildete (das könnte 40.000 bis 60.000 Jahre her sein) bis vor ungefähr 10.000 Jahren nur weibliche Statuetten bekannt. Auf den Wänden von Höhlen wurden auch Männer abgebildet, vor allem bei der Jagd, aber die ersten Kultfiguren scheinen ausschließlich weibliche gewesen zu sein. Die darauf folgenden frühen Hochkulturen in Ägypten, Mesopotamien und Indien hatten alle sowohl männliche wie weibliche Götter. Dann folgt die Zeit des Patriarchats, in dem die männlichen Götter dominierten. Das Verständnis des Göttlichen (Numinosen) als von etwas Geschlechtslosem ist eine sehr moderne Idee (aus der Bibel fällt mir dazu nur die Szene vom brennenden Dornbusch ein). Über die die gesamte Zeit der menschlichen Geschichte hatten von Menschen vermutete und kulturell zelebrierte göttliche Kräfte, umso mehr göttliche Figuren, fast ausnahmslos ein Geschlecht. Die Götterwelten sind eben Abbildungen dessen, was wir in unseren menschlichen Gesellschaft erleben, und dort spielt das Geschlecht eine riesengroße Rolle.

Das Göttliche als Paar
Hieraus resultiert auch die Popularität von Shiva und Shakti in den modernen subkulturellen Bewegungen des Tantra (manchmal auch »Neo-Tantra« genannt). Man verehrt da nicht den einen, inzwischen zumindest im Christentum einigermaßen geschlechtslos gewordenen Gott der heutigen Monotheismen, sondern ein göttliches Paar. Unter den vielen Rollenmodellen, die es dafür in den alten Kulturen gibt – auch in der indischen bietet sich dafür eine Auswahl schier ohne Ende – passt das Paar des kaschmirischen Shivaismus (Blütezeit circa 800-1200) für uns heutige Menschen am besten. Die patriarchale Idee der männlichen Dominanz tritt dort ein bisschen zurück, wenn auch nicht völlig, denn in den Figuren wird Shiva als unnatürlich viel größer dargestellt als seine Gefährtin, und sie stellt ihm die Fragen, nicht er ihr. Doch immerhin ist es ein Götterpaar aus Mann und Frau. Beide wirken, ganz im Gegensatz etwa zu dem griechischen Götterpaar Zeus und Hera als transzendent Liebende, weise und erleuchtet; es scheint fast so, als hätte Shakti nur aus Höflichkeit ihm die Fragen gestellt, ebensogut hätte er sie ihr stellen können, denn beide wissen Bescheid.
Wenn die heutigen, Transzendenz erstrebenden tantrischen Bewegungen also nicht den Gott des Alten Testaments und auch nicht Allah oder das typisch patriarchale indische Triumvirat aus Shiva-Brahma-Vishnu verehren, dann hat das sowohl mit der heutigen Akzeptanz von Sexualität zu tun als auch mit der Frau als Inhaberin von Weisheit, Transzendenz und Göttlichkeit. Und mit unserer Sicht der Welt und – entsprechend – des Andersweltlichen als etwas Polarem, die offenbar so stark ist, dass wir vor Jahrtausenden sogar den Dingen, die nichts mit Sex und Gender zu tun haben, in unseren Sprachen ein Geschlecht zuordneten, und dies großenteils bis heute beibehalten haben.

Wo bleibt da die Persönlichkeit?
Wie kann nun die Verehrung des Shiva im Mann und der Shakti in der Frau dazu beitragen, das Göttliche, Transzendente, Numinose, über das Klein-Klein des Alltags Hinausgehende zu finden? Werden sie damit nicht alle über einen Kamm geschoren, die Männer wie die Frauen? »Die Shivas gehen jetzt mal bitte in einen großen Außenkreis, die Shaktis bilden einen Innenkreis« – so lautet eine typische Anweisung seitens der Gruppenleitung in einer heutigen Tantragruppe. Wo bleibt da die Persönlichkeit?
»Für dich sind ja alle Frauen nur Shaktis, die eine wie die andere!«, wie oft wurde dieser Vorwurf nicht schon geäußert von eifersüchtigen Frauen, deren tantrisch orientierter Mann auch Augen hatte für die Schönheit anderer Frauen. Hier zeigt sich wieder die Bedeutung dieser so wichtigen Unterscheidung zwischen prä- und transpersonal: Wenn Tantra nur ein Rückfall ins Primitive wäre – »Ich Tarzan, du Jane« – in den Zustand bevor wir zu unterscheidbaren, einzigartigen Personen wurden, ja, dann wäre da nichts mit göttlich. So ist es aber nicht. Zum Tantra kommen Menschen, die unter der Enge ihres »nur Person sein« leiden. Bei aller Liebe für die Tiere und das Tierische wollen nicht zurückfallen in den Zustand als »keiner keinen kannte«, den präpersonalen, unpersönlichen Zustand, auch wenn dieser rauschhafte Zustand durchaus von manchen Kulturen gefeiert wurde und noch wird, sei es als soziales Ventil oder der Polarität zuliebe, wie etwa in den Dionysuskultuen des alten Griechenlands oder in den Fruchtbarkeitsfesten diverser Kulturen (im europäischen Mittelalter etwa in einigen Maifesten).

Wolf Schneider, Jg. 1952, Studium der Lebenskunst seitdem. Hrsg. der Zeitschrift Connection seit 1985. Hrsg. der Tantra Specials seit 1987. 1994/2004/2007 »Tantra – Spiele der Liebe«/ Tantra – il gioco dell' amore (Rowohlt, DroemerKnaur, Feltrinelli) Kontakt: schneider@connection.de, www.connection.de. Blog: schreibkunst.com
 




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Wolf Schneider

Wolf Schneider, Jahrgang 1952, studierte Naturwissenschaften und Philosophie in München. Schon während seines Studiums begab er sich auf Reisen. Die nächsten Jahre verbrachte er in Europa und Südasien, wo er ab 1976 als buddhistischer Mönch in Thailand lebte und von 1977-1990 Schüler von Osho war. Zurück in München gründete er 1985 die Zeitschrift connection, die noch heute als connection Spirit mit der Sonderheftreihe connection Special erscheint. Seinen 2005 gegründeten Verlag mit integrierter "Schule der Kommunikation" wandelte er Anfang 2008 erfolgreich in eine AG um. Im Connectionhaus veranstaltet er Jahrestrainings unter dem Motto: "Kreativität, Kommunikation und Inszenierung". Mit seiner offenen, ehrlichen und humorvollen Art zu kommunizieren, schenkte er uns ein wunderbares Theaterstück (Zauberkraft der Sprache) und zahlreiche Bücher, die uns Leser in eine spannende Welt der Spiritualität entführen. Sein neuestes Buch: "Das kleine Lexikon esoterischer Irrtümer" erscheint im August 2008 im Gütersloher Verlagshaus.



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