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Sexuelle Lust ist gut Eine tantrische Ethik bewertet Lust, Sex und Liebe neu (Teil 3 von 4)
 
    
Das Ursprungsland des Tantra heute
Auch das Land, aus dem das klassische Tantra stammt, ist heute weitgehend sexualrepressiv. Im März werden dort die größten Wahlen abgehalten, die es auf der Erde je gab, mit mehr als 800 Millionen Wahlberechtigen. Narendra Modi, der Vorsitzende der Hindu-Partei BJP und heute populärste indische Politiker, hat ebenso wie seine Partei charakterliche Züge, die vielen Beobachtern als faschistoid erscheinen. Er hat gute Chancen, im März in Indien zum Premierminister gewählt zu werden. Die BJP ist national-populistisch und bezieht ihre Beliebtheit bei Hindus großenteils daraus, dass sie den Hass gegen Moslems schürt. Sie setzt auf wirtschaftliches Wachstum und Nationalstolz und wird Indien nicht liebevoller machen. Das Land, in dem die Beatles einst zu Guru Maharishi pilgerten und viele Hippies und Asienfans nach ihnen – auch ich trampte im Sommer 1971 in dieses »heilige Land« –, ist heute ein anderes geworden. Es ist noch immer voller spiritueller Reichtümer, aber der Durchschnittsinder von heute ist weder meditativ noch tantrisch – und das ist schon seit vielen Jahrhunderten so.
Frauenverachtung in Indien
Nun gibt es seit ein, zwei Jahren endlich auch in Indien eine nennenswerte Frauenbefreiungsbewegung. Grund genug dazu haben sie dort ja. Anlass war, dass im Dezember 2012 in einem Bus in Delhi eine Studentin von einer Gang vergewaltigt wurde und danach im Krankenhaus an den Folgen starb. Solche Brutalitäten hatte es in diesem Land schon tausendfach zuvor gegeben, aber sie waren apathisch hingenommen worden. Nun plötzlich kippte die Stimmung, die Medien berichteten ausführlich, und Empörung über diese und andere Grausamkeiten machte sich breit.
Vor wenigen Wochen wurde wieder in Delhi eine Frau von einer Gang vergewaltigt; diesmal eine dänische Touristin. Die Medien berichteten, und man spürte im ganzen Land, dass sich in der Zwischenzeit kaum etwas geändert hatte: Noch immer greifen Polizisten nicht ein, wenn Frauen vergewaltigt werden, und Gerichte sprechen die Täter frei. Im Ursprungsland des Tantra zählt heute ein Frauenleben nicht viel: Eine Million weiblicher Föten werden jedes Jahr abgetrieben, und Tausende von Mädchen werden gleich nach der Geburt stranguliert. Oft ist der Grund, dass sich die Familie das Leben eines Mädchens nicht leisten kann – auch, weil die traditionelle Mitgift, obwohl gesetzlich verboten, so hoch ist. Bis zum Alter von fünf Jahren haben Mädchen eine um 75 Prozent größere Sterblichkeitsrate als Jungs.
Die weibliche Genitalverstümmelung
Eine sexpositive Ethik würde auch mit der genitalen Beschneidung von Kindern Schluss machen. Bei Jungs, an denen sie im Rahmen der jüdischen Religion praktiziert wird, gibt es außer dem Erhalt des Profils der bisherigen Religion keine guten Gründe dafür, jedenfalls keine medizinischen. Noch viel schlimmer aber ist die traditionelle genitale Beschneidung bei Mädchen (englisch als FGM abgekürzt, für Female Genital Mutilation). Die Praxis wird vor allem in Nordost-Afrika durchgeführt, aber auch in vielen anderen Ländern der Erde. In Ägypten, Sudan, Äthiopien, Eritrea, Djibuti und Somalia sind mehr als 80% der Frauen genital beschnitten.
Trotz vieler aufklärerischer Bestrebungen nimmt diese Praxis auch heute nur langsam ab: Noch immer werden weltweit jedes Jahr mehr als eine Million Mädchen irgendwann zwischen Geburt und Pubertät genital beschnitten. Viele sterben dabei. Ein Großteil der Beschnittenen erträgt Sex dann nur noch unter Qualen. Dies scheint auch der historische Grund für diese Praxis zu sein: Die Beschneidung soll den Frauen die Lust am Sex nehmen, so dass die Ehemänner, die über sie herrschen, sich einigermaßen sicher sein können, dass ihre Frauen nicht »fremdgehen«.
Pro und contra FGM
Ethisch gesehen ist der Fall gemäß der eben angestellten Überlegungen vergleichsweise einfach zu beurteilen: Die Qual der Mädchen bei der Beschneidung und danach und bei den Frauen, die als Beschnittene leben müssen, ist so groß, dass kaum ein Vorteil auf der anderen Seite der Waagschale das wettmachen könnte. Der Erhalt der kulturellen Vielfalt? Viele Anthropologen machen sich sogar im Falle der FGM dafür stark und behaupten, die gegen diese Praxis gerichteten Kampagnen seien kultureller Imperialismus der aufgeklärten Länder und insofern eine Art Fortsetzung der kolonialen Arroganz. Das Leiden der Frauen aber wiegt viel, viel stärker. Diese Länder können sich auch ohne diese grausame Praxis kulturell von Europa und Nordamerika abheben und stolz sein auf ihre andersartige Kultur. Deshalb versuchen einige der Gruppen, die in Afrika für die Abschaffung der FGM werben, das Ritual als solches zu erhalten, aber ohne die physischen und psychischen Verletzungen, die bisher damit einhergehen.
Wer macht den ersten Schritt?
Hinzu kommt, dass auch für Männer unermesslich viel für die Abschaffung dieser Praxis spricht: Sie kommen so endlich in den Genuss von Gefährtinnen, die Sex genießen und den Akt nicht, wie die meisten Beschnittenen, verabscheuen und nur über sich ergehen lassen, wenn der Mann unbedingt in sie eindringen will.
Bemerkenswert ist, dass heute mehr Frauen als Männer sowohl diese Beschneidungen von Mädchen durchführen wie auch sich für ihren Erhalt einsetzen, obwohl sie doch die daran viel schlimmer Leidenden sind. Es sind eben nicht immer die Leidenden selbst, die das Ausmaß ihres Leidens als erste und in vollem Ausmaß erkennen und damit fähig sind, den Schritt in ein anderes, besseres Leben zu unternehmen. Im Falle der FGM würde auch eine Kampagne von Männern helfen, die sagen: Wir wollen nur unbeschnittene Frauen heiraten! Denn viele Mütter fürchten, eine unbeschnittene Tochter niemals verheiraten zu können, und liefern sie deshalb den Beschneiderinnen aus.
Sexualethische Lehrstühle
Es ließe sich noch unendlich viel mehr über Sexualethik sagen. Ich meine, die Universitäten der Welt sollten lieber auf einige theologische Lehrstühle (welcher Religion auch immer) verzichten und stattdessen Lehrstühle über Sexualethik einrichten, die von Forschern besetzt werden, die sowohl kulturwissenschaftlich ausgebildet sind wie in Ethik. Denn es fehlt heute in der Welt nicht nur an Regierungen, die eine gute sexuelle Ethik gesetzlich verankern und dafür sorgen, dass die Gesetze auch durchgeführt werden – in vielen Ländern sind die Gesetze recht gut, aber sie werden von der Judikative und Exekutive nicht umgesetzt, so dass die traditionellen Praktiken bleiben –, es fehlt auch an sowohl ethisch wie anthropologisch aufgeklärter Forschung.
Eine tantrische Grundhaltung, die nicht zu nah an den alten Traditionen klebt, wäre eine gute Voraussetzung für die Person, die einen solchen Lehrstuhl zu bekleiden hätte.
 




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Wolf Schneider

Wolf Schneider, Jahrgang 1952, studierte Naturwissenschaften und Philosophie in München. Schon während seines Studiums begab er sich auf Reisen. Die nächsten Jahre verbrachte er in Europa und Südasien, wo er ab 1976 als buddhistischer Mönch in Thailand lebte und von 1977-1990 Schüler von Osho war. Zurück in München gründete er 1985 die Zeitschrift connection, die noch heute als connection Spirit mit der Sonderheftreihe connection Special erscheint. Seinen 2005 gegründeten Verlag mit integrierter "Schule der Kommunikation" wandelte er Anfang 2008 erfolgreich in eine AG um. Im Connectionhaus veranstaltet er Jahrestrainings unter dem Motto: "Kreativität, Kommunikation und Inszenierung". Mit seiner offenen, ehrlichen und humorvollen Art zu kommunizieren, schenkte er uns ein wunderbares Theaterstück (Zauberkraft der Sprache) und zahlreiche Bücher, die uns Leser in eine spannende Welt der Spiritualität entführen. Sein neuestes Buch: "Das kleine Lexikon esoterischer Irrtümer" erscheint im August 2008 im Gütersloher Verlagshaus.



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