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Zitat des Tages
Sille Gautschi
Es kommt nicht auf die Hose an, sondern auf das Herz, das in ihr schlägt.


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Mensch, werde wesentlich



Popspiritualität

Begriffe kommen und gehen wie Moden und Frühjahrsdiäten. Spirituell zu sein war mal befremdlich, heute ist es hip und politisch korrekt. Bald fühlt man sich als Außenseiter, nicht wenigstens ein bisschen spirituell zu sein. Menschen, die nie religiöser Neigungen verdächtigt wurden, sprechen heute von Energiefeldern und den Rätseln der Quantenphysik. Was ist da nur passiert, nach all den Jahren des Belächelns der Meditierer und Yoga-Übenden als Spinner?
Es ist hier etwas Ähnliches passiert wie dem Blues und Jazz und Rock in der Musik des 20. Jahrhunderts, als diese Unterschicht- und Randgruppen-Musik im Lauf der 50er und 60er Jahre den Mainstream erreichte. Elvis Presley, die Beatles und andere brachten den Durchbruch: »Negermusik« war nun chic auch für Weiße, und die pilzköpfigen Arbeiterkinder aus Liverpool wurden von der Queen geadelt. Aus den Radios von Argentinien bis Neuguinea und Tokio quoll nun ein massenfähiger Verschnitt aus Blues, Jazz und Rock, genannt Pop (für »populär«). Kein Schlager von heute ist mehr denkbar ohne die »Negermusik« (eine Naziwortschöpfung) von damals und die fetzigen Rhythmen des Rock ’n’ Roll.


Können Liebesschnulzen Verräter sein?
Verhöhnen die gerockten Liebesschnulzen von heute das Los der Sklaven, die auf den Baumwollfeldern der Südstaaten den Blues erfanden? Entweiht die Kaufhausmusik von heute, die vom gefällig Rockigen ins Esoterische driftet, den Geist ihrer Ahnen? Zu denen nun nicht nur die schwarzen Sklaven gehören, sondern auch Hippies und Meditierer, die aus Klängen der indischen Sitar und der japanischen Shakuhachi die heutige Weltmusik fusionierten.
Die Götter, denen wir heute huldigen, sind Kommerz und Marketing. Das gilt für die Musik ebenso wie für die Spiritualität und die ergrünten Profile der Pharma-, Energie- und Nahrungsmittelkonzerne. Ordentlich Reibach machen und zugleich sich selbst treu sein, wie soll das gehen? Und wenn man seine Ideale nicht aufgibt, woher dann das Geld nehmen für Rente, Krankenversicherung, Urlaub und die Ausbildung der Kinder?
Es ist individuell nicht zu leisten. Wir brauchen eine andere Gesellschaft. Liebe Meditierer, schaut bitte weiterhin nach innen, wie sich das alles anfühlt. Und dann bitte auch nach außen, unter welchen Umständen wir hier leben. Und unterstützt politische Bewegungen, die außen was ändern. Z.B. das bedingungslose Grundeinkommen. Und bekennt euch zu einer Spiritualität, die sich mit den süßen Klängen der heutigen Kaufhausmusik nicht zufrieden gibt.

Wolf Schneider, Jg. 1952. Autor, Redakteur, Kursleiter. Studium der Naturwiss. und Philosophie (1971-75) in München. 1975-77 in Asien. Seit 1985 Hrsg. der Zeitschrift connection.
 




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Radio-Interview mit Wolf Schneider:
Teil 1 - Teil 2 - Teil 3 - Teil 4





Wolf Schneider

Wolf Schneider, Jahrgang 1952, studierte Naturwissenschaften und Philosophie in München. Schon während seines Studiums begab er sich auf Reisen. Die nächsten Jahre verbrachte er in Europa und Südasien, wo er ab 1976 als buddhistischer Mönch in Thailand lebte und von 1977-1990 Schüler von Osho war. Zurück in München gründete er 1985 die Zeitschrift connection, die noch heute als connection Spirit mit der Sonderheftreihe connection Special erscheint. Seinen 2005 gegründeten Verlag mit integrierter "Schule der Kommunikation" wandelte er Anfang 2008 erfolgreich in eine AG um. Im Connectionhaus veranstaltet er Jahrestrainings unter dem Motto: "Kreativität, Kommunikation und Inszenierung". Mit seiner offenen, ehrlichen und humorvollen Art zu kommunizieren, schenkte er uns ein wunderbares Theaterstück (Zauberkraft der Sprache) und zahlreiche Bücher, die uns Leser in eine spannende Welt der Spiritualität entführen. Sein neuestes Buch: "Das kleine Lexikon esoterischer Irrtümer" erscheint im August 2008 im Gütersloher Verlagshaus.



Zusätzliche Informationen:
» www.wolf-schneider.info

Weitere Texte von W. Schneider:
» www.schreibkunst.com


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