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Mensch, werde wesentlich
Auch das bist du
Wenn du nur für dich selbst sorgst, nennen sie es Egoismus. Wenn du für andere sorgst Altruismus. Was für ein Irrtum! Denn gut für andere zu zu sorgen macht mich glücklich. Und wenn ich mich gut versorge, wissend, wie ich mit anderen zusammenhänge, diene ich damit auch den anderen, denn alles hängt mit allem zusammen. Wer das nicht merkt, ist ein »Idiot« — von dem altgriechischen Wort idiotes für »Privatperson«.
Ab dem Alter von zwei oder drei Jahren teilen wir die Welt ein in Ich und Nicht-Ich. Hier ist Meins, das zu mir Gehörige, dort das Andere, das nicht zu mir gehört, das ich nicht besitze, das mir nicht Eigene, das Fremde. Hier das Unsere, das erweiterte Meine, dort das Eure, das erweiterte Deine. Hier und drüben, das sind die beiden Teile der Welt. Hier das Bekannte, die Sicherheit; dort das Fremde, Andere, Reizvolle, Abenteuerliche.
Bist du, Geliebte, dort drüben, auf der anderen Seite der Kluft, mittels der ich die Welt entzweit habe? Dann versuche ich dich von dort herüberzuziehen zu mir, in meine Einsamkeit, die sich nach dir sehnt. Aber das vereinnahmt dich, es tötet die Liebe und schafft eine neue Kluft: Hier wir beide, in Sicherheit, dort wieder die anderen, die fremd sind, reizvoll und gefährlich.
Diese Zweiteilung ist für vieles nützlich, aber sie ist nicht wahr, denn auch das andere bin ich. Auch du bist ich, und ich bin du. Wir sind wie ihr seid, und auch sie sind wie wir. Das uns Fremde ist euch eigen, und umgekehrt. Erfahre es: Schließe die Augen und lasse deinen Geist wandern zu dem, was du bist und dein eigen nennst. Dann zu dem anderen. Verweile dort, bei dem, wovon du gerade noch glaubtest, dass du das nicht bist, es nicht zu dir gehört und dir nicht eigen ist. Verweile dort. Dann: Sei das! Erst noch innerlich zitternd vielleicht, zögernd, dann immer vertrauter, dich einnistend, wohne dort, denn auch das bist du. Dann kehre zurück in die Welt der Trennungen, in denen es falsch und richtig gibt, ich und du, wir und die anderen, Verpflichtungen und einzuhaltende Gesetze.
Zwischen diesem und jenem gibt es Spannungen. Halte sie aus! Das Leben darf spannend sein, und auch als Mystiker musst du bei Rot an der Ampel anhalten. Und den du liebst, der oder die andere, ist nicht wie du.
Wolf Schneider, Jg. 1952, Studium der Naturwissenschaften und der Philosophie (1971-75). Hrsg. der Zeitschrift connection seit 1985. 2005 Gründung der »Schule der Kommunikation«. Kontakt: schneider@connection.de, Blog: www.schreibkunst.com
Weitere Kolumnen von: Wolf Schneider
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Radio-Interview mit Wolf Schneider:
Teil 1 -
Teil 2 -
Teil 3 -
Teil 4
Wolf Schneider
Wolf Schneider, Jahrgang 1952, studierte Naturwissenschaften und Philosophie in München. Schon während seines Studiums begab er sich auf Reisen. Die nächsten Jahre verbrachte er in Europa und Südasien, wo er ab 1976 als buddhistischer Mönch in Thailand lebte und von 1977-1990 Schüler von Osho war. Zurück in München gründete er 1985 die Zeitschrift connection, die noch heute als connection Spirit mit der Sonderheftreihe connection Special erscheint. Seinen 2005 gegründeten Verlag mit integrierter "Schule der Kommunikation" wandelte er Anfang 2008 erfolgreich in eine AG um. Im Connectionhaus veranstaltet er Jahrestrainings unter dem Motto: "Kreativität, Kommunikation und Inszenierung". Mit seiner offenen, ehrlichen und humorvollen Art zu kommunizieren, schenkte er uns ein wunderbares Theaterstück (Zauberkraft der Sprache) und zahlreiche Bücher, die uns Leser in eine spannende Welt der Spiritualität entführen. Sein neuestes Buch: "Das kleine Lexikon esoterischer Irrtümer" erscheint im August 2008 im Gütersloher Verlagshaus.
Zusätzliche Informationen:
» www.wolf-schneider.info
Weitere Texte von W. Schneider:
» www.schreibkunst.com
Connection AGWolf Schneider
»Info-Seite im Portal
www.connection.de
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