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A. Saint-Exupery
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Sexuelle Lust ist gut - Eine tantrische Ethik bewertet Lust, Sex und Liebe neu (Teil 4 von 4)
 
Neo-Tantra
Nun noch ein paar Punkte, die speziell für die Anhänger und Praktikanten des »Neo-Tantra« interessant sein könnten. So wird bei uns, zur Unterscheidung vom klassischen indischen Tantra, die Fusion von klassischem tantrischen Gedankengut aus dem alten Indien mit ähnlichen Lehren und Praktiken aus anderen Weltkulturen genannt. Auch das im chinesischen Kulturraum wurzelnde Tao-Yoga (das Mantak Chia so nannte, weil damals im Westen viele den Begriff Yoga kannten, aber noch kaum jemand Qi Gong) hat zu dieser Fusion beigetragen und die im Indianischen wurzelnde Praxis des Quodoushka.
 
Die Rückkehr aus dem Jenseits
Das Neo-Tantra wird viel von Erleuchtungssuchenden bevölkert. Zu den dort vielfach geäußerten Überzeugungen gehört, dass sich mit dem Eintritt in meditative Bewusstseinsräume und tantrische Ekstasen alle ethischen Themen erledigt haben, weil diese Bewusstseinsräume den Meditierer doch in »das Land« jenseits von Gut und Böse, Richtig und Falsch führen, in dem, gemäß jenem beliebten Rumi-Zitat, »wir uns treffen«. In diesem Land angekommen, wissen diese Reisenden endlich, dass die Unterscheidung zwischen gut und schlecht nur eine diesseitige ist, die nicht Eingeweihte bedauerlicherweise »noch« durchführen. Dem ist aber nicht so. Sondern diese frisch Erleuchteten sind wie frisch Verliebte, die noch nicht wissen, was Liebe ist. Sie haben zwar den Raum des Jenseits, der Mystik, der Anderswelt gekostet, müssen nun aber lernen, mit dieser kostbaren Erfahrung ihr ganze bisherige Ethik neu zu überdenken. Nicht zu erledigen, sondern neu zu überdenken und dann neu zu gestalten. Denn von dort drüben, aus dem Jenseits, kann das Diesseits nun ganz anders betrachtet werden.
Für mich haben die Jahre der Rückkehr aus der Verherrlichung der ekstatischen Räume, der mystischen Verschmelzungen und Einheitserfahrungen, zurück in den Bereich, in dem Haushalte und Gelder gemanagt, Beziehungen geführt und Projekte geplant werden mussten, einen viel größeren Teil meines Lebens eingenommen als die Jahre, in denen ich lernte, voll einzutauchen in Meditation, bedingungslose Liebe, die Verschmelzung mit einem spirituellen Meister (für mich war das Osho) und das wunschlose Entzücken, drinnen zu sein im Ganzen, in der Welt, in mir, im »Weltinnenraum« (wie Rilke es nannte).
Bewertung ist gut
Deshalb hier noch mal ein paar Aussagen dazu. Als allererstes: Nicht zu bewerten ist nicht das höchste Ziel aller spirituellen Praxis. Der Advaita- und Tantra-Lehrer Edgar Hofer hat das im Interview hier im Heft (Connection Tantra 94/2014) recht gut auf den Punkt gebracht: Vom Absoluten aus betrachtet wird auch das Bewerten nicht bewertet, es geschieht einfach.
Und wenn es geschieht, geht es uns besser, sage ich dazu. Die weibliche Genitalbeschneidung still betrachten zu können, ohne Bewertung, ist gewiss eine Kunst, und es ehrt den Meditierer, der das mit Gleichmut schafft. Aber sich dann, nach der Meditation, gegen diese Praxis leidenschaftlich aufzulehnen und für eine Welt zu kämpfen, in der das nicht mehr passiert, ehrt ihn noch mehr. Ich würde einen Tantrika (so heißen sie traditionell, man könnte aber auch »Tantriker« sagen), der sich nicht dagegen auflehnt, sogar als in seiner Lehre und Praxis noch nicht ausgereift bezeichnen.
 
Prostitution
Ein weiteres sexualethisches Thema, das auch bei uns immer wieder die Gemüter erhitzt, ist Prostitution. Also sexuelle Dienste, die mit Geld bezahlt werden. Auch Menschen, für die Liebe und Sex das Allerheiligste ist, werden zugeben müssen, dass es schwierig sein dürfte, in einer so extrem kapitalistischen Gesellschaft wie der unsrigen, in der fast alles käuflich ist, ausgerechnet das, wonach Menschen sich am meisten sehnen, als »nicht käuflich« zu markieren und damit zu illegalisieren. Solange es Geld gibt und Geld für uns eine große Bedeutung hat, wir Sex wird immer käuflich sein. Illegalisierung treibt die Prostitution deshalb nur in den Untergrund, verhindern kann man sie damit nicht. So wenig wie die Prohibition in den USA in den 20er Jahren den Alkoholhandel und -konsum verhindern oder auch nur verringern konnte. Oder der Drogenhandel in Lateinamerika, speziell Mexiko, heute: Kriminalisierung verhindert die Praxis nicht, sondern verschlimmert die Lage der dort Tätigen, der Dienstleister ebenso wie der Konsumenten. Deshalb, und auch wegen Alice Schwarzers aktueller Kampagne zur Illegalisierung der Prostitution, habe ich in diesem Heft diesem Thema großen Raum gegeben (S. 58-66).
Vielleicht erinnern wir uns dabei auch daran, dass Historiker behaupten, das sogenannte »älteste Gewerbe der Welt« sei, jedenfalls was den Kulturraum des vorderen Orients anbelangt, aus der Tempelprostitution entstanden, also aus einer Praxis, die Sex als etwas Heiliges ansieht.
 
Ein Altar der Lust
Sex ist das, woraus Leben entsteht, wenn wir es denn auf natürliche Weise zeugen wollen, und nicht in vitro. Sex ist auch das, was uns die höchsten Lüste verschaffen kann, die ein Mensch zu erleben imstande ist, mehr als alle anderen sinnlichen Genüsse. Sex ist die natürliche Basis der Liebe zwischen Erwachsenen und für den Meditierer der leichteste Weg in der Erfahrung der Einheit, die Auflösung des kleinen, separaten Ego, das glaubt, allein zu sein in der Welt. Alles das sind gute Gründe, Sexualität zu ehren und ihr in unserem Leben wenigstens innerlich einen Altar zu bauen. Und damit auch der sexuellen Lust einen Ehrenplatz zu geben und mit ihr all dem, was sexuelle Lust und Liebesglück fördert und sexuelles wie Liebesleid verhindert – und dies durch unsere zwischenmenschlichen und zwischentierischen ethischen Regeln zu unterstützen.
 
Wolf Schneider, Jg. 1952. Autor, Redakteur, Kursleiter. Studium der Naturwissenschaften und Philosophie (1971-75) in München. 1975-77 in Asien. 1985 Gründung der Zeitschrift connection. Seit 2008 Theaterspiel & Kabarett. Kontakt: schneider@connection.de. Blogs auf connection.de und auf schreibkunst.com
 




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Radio-Interview mit Wolf Schneider:
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Wolf Schneider

Wolf Schneider, Jahrgang 1952, studierte Naturwissenschaften und Philosophie in München. Schon während seines Studiums begab er sich auf Reisen. Die nächsten Jahre verbrachte er in Europa und Südasien, wo er ab 1976 als buddhistischer Mönch in Thailand lebte und von 1977-1990 Schüler von Osho war. Zurück in München gründete er 1985 die Zeitschrift connection, die noch heute als connection Spirit mit der Sonderheftreihe connection Special erscheint. Seinen 2005 gegründeten Verlag mit integrierter "Schule der Kommunikation" wandelte er Anfang 2008 erfolgreich in eine AG um. Im Connectionhaus veranstaltet er Jahrestrainings unter dem Motto: "Kreativität, Kommunikation und Inszenierung". Mit seiner offenen, ehrlichen und humorvollen Art zu kommunizieren, schenkte er uns ein wunderbares Theaterstück (Zauberkraft der Sprache) und zahlreiche Bücher, die uns Leser in eine spannende Welt der Spiritualität entführen. Sein neuestes Buch: "Das kleine Lexikon esoterischer Irrtümer" erscheint im August 2008 im Gütersloher Verlagshaus.



Zusätzliche Informationen:
» www.wolf-schneider.info

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