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A. Saint-Exupery
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Mensch, werde wesentlich



Sexuelle Lust ist gut - Eine tantrische Ethik bewertet Lust, Sex und Liebe neu (Teil 2 von 4)
 
     Und die Willensfreiheit?
Die ist in den letzten Jahren wieder mal sehr in Frage gestellt worden. Diesmal aufgrund neurobiologischer Einwände. Weil man feststellte, dass Handlungen vom motorischen Nervensystem schon ausgeführt wurden, als das Bewusstsein noch damit beschäftigt war, wie denn entschieden werden soll. Das heißt: Anscheinend kam erst die Handlung (das »Motorische«), dann trottete das Bewusstsein mit einer dazu passenden Rechtfertigung hinterher.
Ob diese Interpretation jenes Experimentes richtig ist, weiß ich nicht. Ich weiß aber, dass ein menschlicher Beobachter tierische Verhaltensweisen sehr oft ziemlich genau vorhersagen kann, und sogar menschliche, sofern die Vorhersage mit dem Verhalten des beobachteten Menschen nicht interferiert. Was oft dann der Fall ist, wenn es um große Menschenmengen geht: Wenn etwa der Fleischkonsum der Weltbevölkerung fürs zweite Quartal 2014 vorhergesagt werden soll – bei genauer Kenntnis der Ausgangsdaten kann man dabei erstaunlich genaue Prognosen treffen, obwohl man von dem jeweils einzelnen nicht weiß, ob er zum Vegetarier wird.
Beobachter und Beobachtete
Meine These zur Willensfreiheit ist die: Der einzelne ist frei, sich zu entscheiden, sobald ihm die Wahl zwischen zwei oder mehr Optionen bewusst ist. Wobei ich das Bewusstsein hier nicht so hoch hängen will: Wenn der Wahrnehmungsapparat – etwa auf der Flucht eines Hasen vor dem Fuchs – zwei Optionen erkennt (links oder rechts an diesem Baum vorbei), das würde ich hier schon »Entscheidungsfreiheit« nennen. Ein Beobachter aber, der ausreichend viele korrekte Daten über den Bereich des Beobachteten hat, wird eine entsprechend genaue Voraussage machen können. Also auch etwa die Prognose, welche Partei bei der Europawahl im Mai 2014 wie viele Sitze erlangen wird.
Das Subjekt wählt, das Objekt nicht
Zurück zum Sex und den Lüsten: Ein Mensch wählt in jeder Situation seines Lebens das, was ihm bzw. seinem Gehirn (mit allem, was darin ist, auch an Fehlkonditionierungen) die höchste Summe an Lust minus Schmerz, Glück minus Unglück zu bringen scheint. Wobei hier alle Lust- und Glücks- und Sicherheitserwägungen (wie etwa: Wenn meine Rente hoch genug ist, habe ich mehr Zeit, mich auch im Alter noch um ein befriedigendes Sexualleben zu kümmern) eine Rolle spielen und auch jede Art von Schmerz, Trauer und der Verlust von Liebgewonnenem, Besitz oder Gesundheit. Der Mensch selbst, das Subjekt, hat die Freiheit der Wahl. Ein objektiver, nicht mit ihm interferierender Beobachter kann das Verhalten seines Objektes in dem Maße voraussagen, wie er darüber relevante Daten hat.
Ist das zu abstrakt?
Die meisten Menschen denken nicht viel darüber nach, was nun eine für alle Menschen gültige, gute Verhaltensrichtlinie sein könnte, und auch nicht, ob unsere Entscheidungen frei sind, vom Schicksal bestimmt oder von der Außenwelt bestimmbar, manipulierbar. Das ist ihnen zu abstrakt. Aber sie reiben sich an moralischen Richtlinien, die ihren Lüsten oder Wünschen in die Quere kommen. Oder aber sie versuchen diesen gemäß zu leben, weil sie denken, Gott oder ihre Heimatkultur würden das verlangen, und das Beste sei, dieser Forderung nachzugeben. Was ja bedeutet, dass sie glauben, ihre persönliche Lust- oder Glücksbilanz sei genau dann am höchsten, wenn sie dieser Forderung nachgeben.
Das Glück begünstigen – für alle!
Für mich war das anders. Mich hat schon immer geschmerzt, andere Menschen leiden zu sehen, und auch mein eigenes Leiden, sofern durch dumme, gesellschaftliche Anforderungen verursacht, erschien mir als so absurd und vermeidbar, dass kaum etwas im Leben mich so sehr angetrieben hat wie die Suche nach Wegen, wie das größtmögliche Glück für die größtmögliche Anzahl empfindender Lebewesen zu bewirken, oder sagen wir besser: zu begünstigen ist. Meine spirituelle Suche, die seit dem Alter von 22 Jahren mein ganzes Wesen umfasst hat (mit 23 wurde ich buddhistischer Mönch), war immer auch eine Suche nach einer solchen für alle Menschen anwendbaren Ethik.
»Sexpositive Ethik«
Nun möchte ich zu dem kommen, was heute eine »sexpositive Ethik« genannt wird. Eine solche ethische Haltung vertritt diese Zeitschrift seit ihrer ersten Ausgabe. Es ist dies eine Haltung, die der unserer traditionellen christlichen Ethik widerspricht und stattdessen Sex und sexuelle Lust grundsätzlich positiv bewertet. Nicht nur, weil daraus weiteres Leben entstehen kann – das ist auch das, was die katholische Kirche daran positiv findet –, sondern weil Sex lustvoll ist und Menschen miteinander verbindet, und weil Sex die Basis von Liebe ist oder jedenfalls sein kann und das in sehr vielen Fällen tatsächlich ist. Weil sexpositive Menschen nicht nur glücklicher, sondern auch friedlicher sind. Weil eine Welt mit mehr Sex gemäß dem Hippie-Motto »Make love, not war« auch weniger kriegerisch ist.
Der faschistische Charakter
Ein weiterer Grund ist der, dass sexuell erfüllte Charaktere nicht zum Faschismus neigen. Das hat als erster Wilhelm Reich genauer untersucht und die Ergebnisse 1936 in seinem Buch »Massenpsychologie des Faschismus« veröffentlicht. Heinrich Mann hat einige Vorläufer des faschistischen Charakters in seinem Roman »Der Untertan« recht gut beschrieben. Das Werk erschien erstmals Anfang 1914, also grad vor 100 Jahren, kurz vor Beginn des ersten Weltkriegs, in der Zeitschrift »Zeit im Bild«. Heinrich Manns Enkel Saranam Ludvik Mann gehört zum Autorenstamm unserer Tantra-Specials und setzt in gewisser Weise das Werk seines Großvaters fort. Den heutigen neoreichianischen Körpertherapien, wie auch der heutigen Psychologie, sind einige Aktualisierungen dieser Charakteranalyse gelungen, aber grundsätzlich hatte Wilhelm Reich mit der Behauptung recht, dass ein sexuell freier, orgasmischer Mensch mit seinen Mitmenschen liebevoll umgeht und zu einer solchen Brutalität wie der des faschistischen Charakters nicht fähig ist.
Islamischer Faschismus
Der übelste und weltweit wirkungsvollste Faschismus ist in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts von Deutschland und Österreich ausgegangen. Diese Länder sind heute großenteils vom Faschismus geheilt, nur noch unverbesserliche Randgruppen huldigen dieser Lebenshaltung. Aber es gibt Länder, in denen sexualrepressives, nationalistisches und faschistoides Gedankengut heute mehrheitlich en vogue oder sogar an der Macht ist. Dazu gehört tendenziell der heutige islamische Kulturraum. Obwohl der Islam in seiner Wurzel, bei Mohammed, viel weniger sexualfeindlich ist als etwa das paulinische Christentum. Von Jesus weiß man seine Haltung zu Sex leider nicht so genau; vielleicht war seine Beziehung zu Maria Magdalena ja eine im erweiterten Sinne tantrische.
Den Hardcore-Islamisten von heute kann man nur wünschen, sich mal richtig zu verlieben und guten, erfüllenden Sex zu haben. Die Bereitschaft, mit einem umgeschnallten Sprengstoffgürtel in den Tod zu gehen, um dann im Paradies von Jungfrauen erwartet zu werden, wird damit nachlassen.
 




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Radio-Interview mit Wolf Schneider:
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Wolf Schneider

Wolf Schneider, Jahrgang 1952, studierte Naturwissenschaften und Philosophie in München. Schon während seines Studiums begab er sich auf Reisen. Die nächsten Jahre verbrachte er in Europa und Südasien, wo er ab 1976 als buddhistischer Mönch in Thailand lebte und von 1977-1990 Schüler von Osho war. Zurück in München gründete er 1985 die Zeitschrift connection, die noch heute als connection Spirit mit der Sonderheftreihe connection Special erscheint. Seinen 2005 gegründeten Verlag mit integrierter "Schule der Kommunikation" wandelte er Anfang 2008 erfolgreich in eine AG um. Im Connectionhaus veranstaltet er Jahrestrainings unter dem Motto: "Kreativität, Kommunikation und Inszenierung". Mit seiner offenen, ehrlichen und humorvollen Art zu kommunizieren, schenkte er uns ein wunderbares Theaterstück (Zauberkraft der Sprache) und zahlreiche Bücher, die uns Leser in eine spannende Welt der Spiritualität entführen. Sein neuestes Buch: "Das kleine Lexikon esoterischer Irrtümer" erscheint im August 2008 im Gütersloher Verlagshaus.



Zusätzliche Informationen:
» www.wolf-schneider.info

Weitere Texte von W. Schneider:
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