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Zitat des Tages
A. Saint-Exupery
Man sieht nur mit dem Herzen gut, denn die wesentlichen Dinge bleiben für die Augen unsichtbar.


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Mensch, werde wesentlich



Unsere Beziehungen sind unsere Heimat
Im Juni ist mein Vater gestorben, nun bin ich der älteste Mann in der Familienlinie, die zu mir hin führt. Ich stehe in diesem Ablauf des Werdens und Vergehens, der auch mich eines Tages dahin raffen wird, nun also »an der Front«. Habe keine leiblichen Kinder, aber viele spirituelle Nachkommen und eine Herzenstochter, die ich ins Leben begleitet habe.
Meine Blutsverwandten, das sind die Verwandten, die ich nicht wählen konnte. Hatte so meine Kämpfe mit ihnen: Ablehnung, Entfernung, Verleugnung der Beziehung, bis ich merkte, dass die so sehr zu mir gehören wie mein Körper und die ersten Jahre meiner Biografie. Erst später konnte ich meine eigenen Verwandten wählen: meine Freunde, Goethe nannte sie »Wahlverwandte«. In meinem Freiheitsdrang waren die mir erstmal lieber. Aber »die Ahnen«, wie sie im Schamanismus heißen, die wirken doch unvermeidbar auch, und zwar mächtig. So bleibe ich aufgespannt zwischen denen, die mich erschaffen haben und dem, was ich mir erschaffen habe an eigener, sozialer Welt.

Suche nach Heimat
In dieser Spannung lebe ich nun und suche meine Heimat. Bin ich ein Kind meiner Eltern? Ja, das bin ich, aber nicht nur. »Eure Kinder sind nicht Eure Kinder. Sie sind die Söhne und Töchter der Sehnsucht des Lebens nach sich selbst«, schrieb Kahlil Gibran und traf damit den Nerv meiner Generation – aber nicht nur dieser – die über die Enge der Blutsverwandtschaft hinaus gehen wollte. Ich bin nicht nur ein Geborener, Gewordener, Gestalteter, sondern auch ein Mensch, der sich selbst gestalten, das eigene Drehbuch des Lebens schreiben kann. In dem Maße, wie ich mir dessen bewusst bin und dies wage. Indem ich aber auch weiß, dass sogar dieser Mut zur Selbstgestaltung mir in gewisser Hinsicht »gegeben ist« – von meiner Herkunft.
Ich bin ein Heimatflüchtiger, das schon. Einer der hinaus geht in die Welt, in die »Heimatlosigkeit« (pabbajja, so heißt die erste, buddhistische Initiation), der aber dort, verloren in der Weite, merkt, dass er Wurzeln hat und braucht und auch als sich selbst Gestaltender neue Heimat finden muss: in Beziehungen, Aufgaben und wohl auch in einer geografischen Heimat. Auch in unserer Sprache (der gewählten oder angenommenen) und Subkultur können wir Heimat finden oder befremdet sein. Wir können in alledem Geborgenheit finden, das tiefste Heimatgefühl.
Am meisten fand und finde ich das in meinen intimen Beziehungen. Auch in meinem eigenen Unternehmen, in künstlerischen, spirituellen und pädagogischen Aufgaben, aber mehr noch in meinen intimen Beziehungen. Meine Beziehungen geben mir Identität. Meine Identitäten sind meine Heimaten (es gibt deren immer mehrere), sie sind meine Antworten auf das Unermessliche an Möglichkeiten, die mir das Leben bietet. Sie erfordern Entscheidung und bewusst getroffene Wahl – meine Entscheidung, meine Wahl.

Das Unverwandte
In all diesem Entschiedenen einer Liebe aber gibt es auch das Offene, Unverwandte, das Rilke in seinem Gedicht »Die Liebende« so beschreibt:

Ja ich sehne mich nach dir. Ich gleite
mich verlierend selbst mir aus der Hand,
ohne Hoffnung, dass ich Das bestreite,
was zu mir kommt wie aus deiner Seite
ernst und unbeirrt und unverwandt


»Unverwandt«? Das ist der Blick, mit dem ich das Andere ansehe, das mir zunächst Fremde, das nicht meines ist, nicht aus meinem Nest kommt, und das mich insofern weiten kann.

…. jene Zeiten: O wie war ich Eines,
nichts was rief und nichts was mich verriet;
meine Stille war wie eines Steines,
über den der Bach sein Murmeln zieht.


Dieses Unverwandte erinnert mich dadurch an die Ganzheit, der ich entstamme, in der es noch keine Trennung gab in Verwandte und Unverwandte, unserereins und eurereins, ich und die Welt.

Aber jetzt in diesen Frühlingswochen
hat mich etwas langsam abgebrochen
von dem unbewussten dunkeln Jahr.
Etwas hat mein armes warmes Leben
irgendeinem in die Hand gegeben,
der nicht weiß was ich noch gestern war.


Nun aber kommt »das andere« mächtig in mein Leben, bricht »mich« ab, hebt mich aus dem Unbewussten und gibt mich einem anderen Wesen in die Hand, einem Unverwandten, das mich heilen, mich ganz machen soll.

Die Stille
Soweit die romantische Vision der Liebe. »Du machst mich ganz!«, das ist aber nur der eine Pol. Wenn ich nur diese Seite lebe, bin ich ko-abhängig und belaste damit die Beziehung. »Ich brauche dich«, »Ich kann nicht ohne dich«, denn »Ohne dich wäre ich ein anderer« – und ein anderer will ich nicht sein, will doch nicht wanken, sondern immer derselbe sein, beständig, in mir ruhend.
Also muss ich auch allein sein können. Ich muss in mir einen Ruhepol finden, der ohne die Ergänzung durch dich sich selbst genug ist.
Ich muss das Unverwandte in mir finden, die Stille.




Weitere Kolumnen von: Wolf Schneider


   



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Wolf Schneider

Wolf Schneider, Jahrgang 1952, studierte Naturwissenschaften und Philosophie in München. Schon während seines Studiums begab er sich auf Reisen. Die nächsten Jahre verbrachte er in Europa und Südasien, wo er ab 1976 als buddhistischer Mönch in Thailand lebte und von 1977-1990 Schüler von Osho war. Zurück in München gründete er 1985 die Zeitschrift connection, die noch heute als connection Spirit mit der Sonderheftreihe connection Special erscheint. Seinen 2005 gegründeten Verlag mit integrierter "Schule der Kommunikation" wandelte er Anfang 2008 erfolgreich in eine AG um. Im Connectionhaus veranstaltet er Jahrestrainings unter dem Motto: "Kreativität, Kommunikation und Inszenierung". Mit seiner offenen, ehrlichen und humorvollen Art zu kommunizieren, schenkte er uns ein wunderbares Theaterstück (Zauberkraft der Sprache) und zahlreiche Bücher, die uns Leser in eine spannende Welt der Spiritualität entführen. Sein neuestes Buch: "Das kleine Lexikon esoterischer Irrtümer" erscheint im August 2008 im Gütersloher Verlagshaus.



Zusätzliche Informationen:
» www.wolf-schneider.info

Weitere Texte von W. Schneider:
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