Über mehrere Jahre hinweg wurde ich immer wieder durch Kopfschmerzen im wahrsten Sinne des Wortes völlig lahmgelegt. Die Schmerzen waren so stark, dass ich nichts mehr machen konnte, als mich hinzusetzen oder hinzulegen und zu versuchen, irgendwie damit zu sein, denn jede Medizin schien nur einmal zu helfen aber beim nächsten Anfall nicht mehr.
Erst nach einigen Jahren kam ich dahinter, dass die Kopfschmerzen immer dann auftraten, wenn ich mich über eine längere Zeit zu sehr in ein Thema verbissen hatte und begann, mich damit zu identifizieren (ich habe/hatte(?) die Tendenz, Dinge immer total 100 % zu machen). Dann schien sich mein ganzes Leben nur noch um dieses eine Thema - Flöte spielen, lernen, wie ein Strickmaschine funktioniert... - zu drehen. Nach einer Weile bemerkte ich, dass ich nicht mehr fähig war, zurück in meine eigene Mitte zu kommen - meine Mitte war in das Thema gerutscht und ich kam mir vor, als wäre nun ich dem Thema ausgeliefert.
War ich dann soweit, dass ich innerlich um Hilfe rief, weil ich mich abhängig fühlte und alleine aus dieser geistigen Abhängigkeit nicht mehr entkommen konnte, dann erschien diese Hilfe - in Form von den erwähnten Kopfschmerzen, die sich meistens über einen Monat hinzogen!
Birgit Kratz
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Erst allmählich erkannte ich, dass die Kopfschmerzen es waren, die mich von meiner geistigen Abhängigkeit befreiten. Denn tatsächlich war nach einem Monat mit dem Gefühl, eine Schraubzwinge an den Schläfen zu haben, das Thema, das mich gefangen hatte, nicht mehr fähig, mich je wieder so in seinen Bann zu ziehen. Es hatte seine Bedeutung verloren - oder anders herum: Ich war frei davon. Flöte spielen macht mir immer noch Spaß, aber jetzt kann ich jederzeit damit aufhören und es vergessen. Ich spiele nur für die Freude, die ich im Moment am Spielen empfinde, aber ein Ziel gibt es damit für mich nicht mehr.
Nach etwa 4 oder 5 Jahren begriff ich diesen Zusammenhang in aller Tiefe. Ich erkannte, dass die Kopfschmerzen gar nicht meine Feinde sind, auch wenn sie mir so wehzutun scheinen. Ich entdeckte, dass es sehr sinnvoll ist, mich ihnen direkt freundlich zuzuwenden, wenn sie anfangen, sich zu melden. In diesem Fall ist es für mich das beste, einfach alles fallenzulassen und mich sofort still hinzusetzen und den starken Empfindungen in meinem Kopf meine freundliche Aufmerksamkeit zu schenken. Auf diese Weise können die Schmerzen mich von meinen verrückten Gewohnheiten heilen.
Als ich mit der inneren Schmerzerforschung begann, stellte ich erstmal erstaunt fest, dass ich mich zwar jahrelang mit diesen Schmerzen abgeplagt hatte, aber gar nicht wirklich beschreiben konnte, wie sie sich überhaupt anfühlten. Nun versuchte ich, sie mir selbst zu beschreiben.
Also: Wie sind meine Schmerzen denn jetzt gerade? Klopfend, links und rechts. Ein Spannungsgefühl ist auch dabei. Jetzt wird diese Empfindung schwächer. Dafür drückt es an der Stirn und im Nacken. Diese Empfindung scheint zu wandern...
Es wurde für mich höchst unterhaltsam, meinem "inneren Körperkino" zuzuschauen, denn ich bemerkte, dass nichts lange blieb, wie es war. Eines Tages, als es mal wieder richtig heftig in meinem Kopf zuging, durchzuckte mich plötzlich die Erkenntnis, dass die Stellen, die sich so schmerzhaft anfühlen - meine Akupressurpunkte sein müssen! Das fand ich ja nun genial, dass ich niemanden mehr fragen muss, wo die eigentlich sind. Ich konnte viele auf einmal sehen und auch die Bahnen, durch die sie miteinander verbunden sind.
Ich fand Gefallen an dem Abenteuer, diese Phänomene zu erkunden - aber ach, sie hörten immer so schnell wieder auf! Jedesmal, wenn ich begann, Spaß an der Sache zu haben und ich genaueres sehen wollte -- war diese spezielle Körperempfindung schon wieder vorbei. Und ich kann keine Akupunkturpunkte sehen, wenn ich keine Schmerzen habe :o(. Dann bin ich ahnungslos.
Nun, was hat das ganze mit dem Thema Heilung zu tun?
Heilung bedeutet für mich, zu entdecken, dass alles bereist völlig in Ordnung und höchst sinnvoll ist, wie es schon ist.
Für mich besteht Unheil darin, dem Irrtum verfallen zu sein, dass gerade etwas verkehrt ist oder anders sein sollte, als es ist.
Ich habe die Erfahrung an mir selbst immer wieder machen können, dass sich die Schmerzen nicht mit Medikamenten oder Techniken beseitigen ließen, solange ich ihnen feindlich gegenüber stand und die Absicht hatte, sie endlich loszuwerden.
Genesung - eine Besserung des körperlichen Befindens - setzte aber zuverlässig immer dann ein, wenn ich mit meinem unangenehmen Zustand irgendwie in Frieden gekommen war und mich damit arrangierte, dass er für immer bleiben würden. Nahm ich DANN ein Medikament, schien es zuverlässig zu funktionieren. Aber: War es wirklich das Medikament, das den Heilprozess des Körpers in Gang setzte?!
Eine neue Forschungsreise hat begonnen!
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