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Zitat des Tages
Erich Kästner
An alles Unrecht, das geschieht, ist nicht nur der schuld der es begeht, sondern auch der, der es nicht verhindert.


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Angstfrei – Von der Kraft des Augenblicks
Martina Nergl
Was tun wir, wenn wir uns plötzlich getrennt fühlen von dem, was wir für unsere ganz alltägliche Sicherheit gehalten haben? Wenn der Boden unter unseren Füßen ins Wanken gerät, weil wir: Angst davor haben, unseren Arbeitsplatz zu verlieren, Angst davor, unseren Partnern / unseren Kindern nicht gerecht zu werden, Angst davor, dass nicht genügend Geld zur Verfügung steht oder auch manchmal nicht genügend Zeit? Ganz besonders deutlich wird es dann, wenn wir – z.B. aus gesundheitlichen Gründen – um unser Leben fürchten.
            
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Das Prinzip der Homöostase
Eine der uns tatsächlich angeborenen Reaktionen auf Extremsituationen ist der Versuch, das ursprüngliche Konstrukt, das wir als sicher und funktionierend empfunden haben, wieder herzustellen. Die Wissenschaft nennt dieses Phänomen „Homöostase“: Gemeint ist das natürliche Streben eines Organismus, das lebenserhaltende Gleichgewicht einzuhalten.

Sehr hilfreich ist diese Funktion bei jeglicher Form von Erkrankungen. Es bedeutet, dass unser Körper versucht, mit allen ihm zur Verfügung stehenden Möglichkeiten wieder gesund zu werden (weil Gesundheit unser natürlicher Zustand ist). Ebenso hinderlich kann der Mechanismus wirken, wenn damit reale innere oder äußere Veränderungen verbunden sind: Häufig genug gelingt es und nur schwer, das loszulassen, was nach unserer Erfahrung gut und sicher ist.

Nun macht dieses Wissen zwar zunächst Ängste und Sorgen nicht besser, aber es macht sie erklärbarer. Und es erzeugt vielleicht ein Wenig des so wichtigen Verständnisses für die Menschen in unserem Umfeld, die sich dieses Prozesses noch nicht bewusst sind.

Der Mechanismus in Ihrem persönlichen Umfeld
Vielleicht haben Sie es auch schon erlebt, dass Menschen in Ihrer näheren Umgebung – Freunde, Familienangehörige oder Arbeitskollegen – irrational oder aggressiv reagieren, wenn der Verlust dessen droht, was sie zu besitzen glauben.

Machen Sie sich in solchen Augenblicken bewusst, dass dies zunächst einem natürlichen und sehr menschlichen Verhalten entspricht. Versuchen Sie, soweit möglich, diese Menschen durch liebevolle Grenzen und Verständnis zu erreichen: So helfen Sie Ihnen dabei, die dahinter stehenden Ängste wahrzunehmen und eine Form von Bewusstheit zu erlangen, die nicht mehr zerstörend, sondern bereichernd, konstruktiv und fördernd auf die Entwicklung wirkt.
So liebend gerne wir theoretisch auch frei und grenzenlos sein möchten, so wenig machen wir uns oft bewusst, dass dies bedeuten würde, alles loszulassen, was uns die Schwerkraft auf der Erde verleiht.
 
Intergalaktisches Gleichgewicht
Gehen wir noch einen Schritt weiter, so liegt es auf der Hand, dass auch unsere Welt mit allen Lebewesen ein Organismus ist, der sich nur in der Größe, nicht jedoch in der Struktur von einem einzelnen Menschen unterscheidet. Auch der „Organismus Erde“ unterliegt den homöostatischen Prinzipien. Allein die Auswirkungen erhalten etwas andere Dimensionen, wenn die Erde versucht, sich wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Diese erfahren wir Menschen als Finanz- und Weltwirtschaftskrisen, Glaubenskriege und Umweltkatastrophen.

Interessant ist das Paradoxon, das daraus entsteht: Der unzweifelhaft kranke Patient Erde versucht, sein Gleichgewicht zurück zu gewinnen. Sein Ungleichgewicht ist jedoch nur ein Spiegel der Tatsache, dass wir selbst, jeder Einzelne von uns, sich nicht in einem inneren Gleichgewicht befindet (Innen = Außen).
Die Ergebnisse daraus haben wir gelernt, mit Angst und Entsetzen zu betrachten und als Katastrophen einzustufen, die „bekämpft“ oder beseitigt werden müssen. In erster Linie deshalb, weil wir sie eben nicht, oder nur selten, mit unserem eigenen, inneren Zustand in Verbindung bringen. Ebenso knapp am Thema vorbei ist der Versuch, die Erde zu retten, wo es doch so viel sinnvoller und effizienter wäre, bei sich selbst anzufangen.

Diese so genannten Katastrophen rufen in der Folge unser genetisches Programm nach Wiederherstellung des Urzustandes auf den Plan, was Wandlung im Sinne von endgültiger Veränderung nicht zulassen möchte. Damit jedoch stehen wir nicht nur uns selbst im Weg, sondern auch dem Genesungsprozess unserer Welt:

Der Unterschied zwischen uns Menschen und der Erde besteht darin, dass die Erde sich nicht kümmert um arm und reich, gut oder schlecht und ebenso wenig menschlichen Konditionierungen unterliegt. Sie macht sich deshalb weder unsere Sorgen, noch verfällt sie in Endzeitstimmung.

So entsteht ein fast intergalaktisches Hamsterrad, in dem jeder menschliche Wunsch und Wille, der nicht von Liebe, Vertrauen und Hingabe getragen ist, wahrscheinlich nicht auf der „Gewinnerseite“ sein wird. Leider geht es – bekanntermaßen – weltwirtschaftlich, unternehmerisch, interreligiös oder persönlich jedoch meistens um den Erhalt von Machtstrukturen und dem damit verbundenen Status.
Von Außen nach Innen

Rückbezogen auf den einzelnen Menschen sind die Konsequenzen ebenso klar: Versuchen wir, Veränderungsprozesse, die unser Leben lebenswert und gesünder machen wollen, zu ignorieren und am Altbewährten festzuhalten, so erhöht sich zeitliche die Anstrengung des Lebens, uns glücklich, ganz und heil zu machen. Solange, bis wir damit beginnen, unsere Perspektive zu verändern, zulassen, was wir erfahren und beginnen zu lernen aus dem, was und wer uns begegnet.

Das tatsächliche Problem dabei ist das Bild von Versagen oder Verlust, das wir davon haben – nicht die liebevolle Bemühung des Lebens als solche.

Angstfrei - Im Wirbelsturm der Zeit
Worin könnte nun also die Lösung für unsere ganz alltäglichen Ängste und Sorgen bestehen?
 
Die Antwort darauf erklärt sich leicht anhand eines Bildes: Stellen Sie sich einen Wirbelsturm vor, der mit unglaublicher Dynamik sein Tempo und seine Umdrehungsfrequenz immer weiter erhöht. Dieser Sturm symbolisiert das, was wir als den Ablauf von Zeit, Handlung und Geschichte empfinden: Immer mehr Menschen versuchen, immer mehr Handlung in immer weniger Zeit zu bringen. Dabei übersehen wir den Faktor der Synchronizität. Schon Carl Gustav Jung benannte mit diesem Begriff Ereignisse, die sich zeitlich unmittelbar nach einer kraftvollen Idee, einem Traum, einer Vision oder einer Emotion wie ein Spiegelbild des inneren Zustandes auf einer äußeren, körperlichen Ebene manifestieren.

Nun stellen Sie sich weiterhin vor, Sie befinden sich auf der Drehachse des Tornados und versuchen, der wachsenden Geschwindigkeit standzuhalten und mitzulaufen: Dies ist der Fall, solange Sie Ihrer Angst folgen. Mit steigendem Tempo werden Sie durch die Luft gewirbelt, solange, bis Sie von der wirkenden Zentrifugalkraft entweder erdrückt oder in die Weite des Universums geschleudert werden.

Das Symbol „Weite des Universums“ bedeutet in der Folge, sich in einem Feld zu bewegen, das von Angst und Unsicherheit dominiert wird und – statt Entwicklung – nur noch Stillstand oder regressive Verwicklung zulässt. Wir werden damit quasi auf unseren „Nullpunkt“ zurückgesetzt. Oder, wer gerne Monopoly spielt, hätte die Karte gezogen: Gehen Sie direkt in das Gefängnis. Gehen Sie nicht über Los und ziehen Sie nicht viertausend Euro ein.

Das „Gefängnis“ meint in diesem Fall eine innere Welt, bestehend aus einem Schleudertrauma an Emotionen, in der Angst, Wut und Unsicherheit die Gitterstäbe unserer selbstgebauten Zelle sind. In der äußeren Welt reflektiert sich die Konsequenz als Zwietracht, Neid, Krieg und Zerstörung.
Leider sind wir in dieser „Nullzone“ auch nicht mehr in der Lage, einen Zusammenhang zwischen diesem Innen und Außen herzustellen und haben somit keine Chance, den Kreislauf zu beenden.

Die Alternative dazu bedeutet, sich inmitten des Wirbelsturmes umzudrehen, sich dem Sog zu entziehen und in die entgegengesetzte Richtung zu gehen. In Richtung Zentrum, in das „Auge“ des Sturmes, denn dort – ist Stille. Stille bedeutet: Gelassenheit, intuitives Wissen und Mut. Die Gelassenheit, Dinge geschehen zu lassen in dem tiefen Vertrauen darin, dass sie richtig sind und ihren Sinn haben. Das intuitive Wissen darum, welcher Bruchteil einer Sekunde der entscheidende ist, um kraftvoll zu handeln und damit dem eigenen Leben eine neue Richtung zu geben. Den Mut, sich für sich selbst zu öffnen – und damit der Welt. Und auch das Wissen darum, dass wir nicht am Rande des Geschehens als Statisten agieren, sondern im Mittelpunkt des Lebens über unsere Geisteshaltung einen elementaren Einfluss darauf haben.

Es bedeutet vielleicht in der Realität, das Unmögliche zu denken und danach zu handeln. Es bedeutet vielleicht, etwas zu tun, was Sie noch nie getan haben. Es bedeutet, Ihrer inneren Stimme zu vertrauen, Ihre kraftvolle persönliche Vision zu finden und zu lernen, Visionen von Halluzinationen zu unterscheiden.

Mit ein bisschen Übung erkennen Sie sehr schnell, wann Ihre „innere Stimme“ Emotionen wie Angst, Wut oder Verzweiflung zur Grundlage hat. Und mit ein bisschen Übung hören Sie sehr deutlich, wann diese Stimme auf Intuition beruht, also der Mitte Ihres eigenen, allumfassenden Wissens entspringt. Intuition bewertet die Dinge nicht nach dem, was sie zu sein scheinen, sondern sagt: „Sieh hin. Es ist, was es ist.“ Sie ist es, die uns die Kraft gibt, aus dem Impuls heraus das Richtige zu tun. Zum  Wohl unserer eigenen Entwicklung, Erkenntnis und dem Wohl allen Lebens, das uns umgibt. Ihr liegen die Urprinzipien von Liebe und Fülle zugrunde ebenso, wie das Wissen darum, dass genug da ist. Genug – für alle.

Der Weg in die Stille
Wie gelangen wir nun in das Auge des Sturms, in das Zentrum dieser weisheitsvollen Stille? Schweigen ist eine der schwierigsten Übungen, denn wenn es in uns und um uns herum wirklich still wird, müssen wir damit beginnen, uns selbst auszuhalten.

Zulassen und Loslassen ist ein anderer Weg. In dem Augenblick, in dem unsere Ängste und Sorgen kommen und gehen dürfen und so in unserer tiefsten Stille ihren Frieden finden, kann die Welt sich entspannt zurücklehnen und gesunden. Und wir – mit ihr.

Ganz praktisch können Sie auch damit beginnen, Ihre Befürchtungen aus einer gesunden Distanz zu betrachten. Am einfachsten funktioniert dies wieder anhand eines kraftvollen inneren Bildes:

Nehmen Sie eine aktuelle Situation aus Ihrem Leben, die Ihnen anhand der möglichen Konsequenzen tatsächlich Angst macht. Lassen Sie dabei den Anteil Ihrer Persönlichkeit, der glaubt, stark sein zu müssen, freundlich und bewusst vor der Tür und seien Sie wirklich ehrlich zu sich selbst: das ist die Grundvoraussetzung für diese Übung.

Lassen Sie nun in diesem Bild alle Konsequenzen, die Sie befürchten, wie einen Film in sich ablaufen. Erleben Sie Ihren persönlichen Untergang – go with the flow – und versuchen Sie dabei zu beobachten, mit welchen Emotionen Sie reagieren. Wenn es Ihnen hilft, schreiben Sie dazu eine tatsächliches „Drehbuch“ und nehmen Sie sich Zeit, wieder zur Ruhe zu kommen.

Danach lassen Sie dasselbe Bild entstehen und wechseln Sie die Perspektive: Sehen Sie sich jetzt als Regisseur Ihres eigenen, gerade selbst gedrehten Films. Lassen Sie die Bilder erneut ablaufen, und bleiben Sie in der Position des Beobachters. Schreiben Sie die Szenen um, die Ihnen so nicht gefallen und lassen Sie den Hauptdarsteller (sich selbst) neue Rollen finden. Machen Sie sich ebenso bewusst, dass Sie die Perspektive jederzeit wechseln können. Bewusst oder auch nicht: Wir sind ohnehin immer beides, Regisseur und Hauptdarsteller, zum selben Zeitpunkt. Niemand außer uns selbst ist der Schöpfer unseres eigenen Schauspiels, dem wir uns so oft ausgeliefert fühlen. Wenn Sie möchten, spielen Sie ein bisschen mit den Möglichkeiten, dies nimmt Ihrer Angst ein wenig von dem Drama, das sich damit verbindet.

Wenn Sie diese Übung besonders ehrlich, intensiv und realistisch ausführen, werden Sie vielleicht zusätzlich eine erstaunliche Entdeckung machen: in dem Augenblick, in dem Sie sich Ihrer persönlichen Katastrophe ohne Einschränkungen und vertrauensvoll hingeben, dann, wenn Ihre Gedanken und Gefühle aufhören, sich dagegen zu wehren, jedoch achtsam bleiben, finden Sie sich sehr plötzlich wieder im Auge des Wirbelsturms und seiner heilsamen Stille. Sie beginnen, unter Wasser zu atmen, auf den Turbulenzen des Sturms zu tanzen und erfahren, dass tatsächlich alles möglich ist. In jedem einzelnen Augenblick – und seiner unendlichen Kraft.

Nichts anderes geschieht tatsächlich in dem Moment, den wir als Sterben gelernt haben, zu verstehen: am Ende ein sehr großes, unfreiwilliges Loslassen dessen, wozu wir freiwillig und hingebungsvoll im Hier und Jetzt die Chance haben.

Beide Wege tragen in ein Land, in dem sich der Schleier dessen hebt, was wir Menschen für unsere ausschließliche, tägliche Realität halten. Und beide Wege öffnen unsere Herzen für den Moment, in dem wir wieder beginnen zu hören auf die leise Stimme dessen, was wirklich wesentlich ist: Werden im Wachsen und Wachsen im Werden – um am Ende zu sein, was wir schon immer waren.

Roland Sprung, Heiler und Bewusstseinstrainer aus Berlin, beschäftigt sich seit vielen Jahren mit dem Phänomen der Zeit und ihrer Wirkung. Vor kurzem fragte ich ihn, was genau er unter der „Kraft des Augenblicks“ versteht. Seine Antwort darauf:

 „Unter der Kraft des Augenblicks verstehe ich das Finden dessen, was sich hinter Körper, Raum und Zeit verbirgt. Diese Kraft meint eine Bewusstheit, die beinhaltet, was Du bereits bist – jenseits von Irrungen und Wirrungen und hinter dem was Du denkst, tust oder sagst. Das Empfinden von Zeit manifestiert sich in Deinem Denken, Sprechen, Fühlen und Handeln. Zeitlos allein ist der Augenblick, in dem – zugleich – die meiste, schönste und beste Zeit verborgen liegt.

Der Augenblick hat mit den Augen zu tun – und Augen haben mit Sehen zu tun. Und doch kannst Du den Augenblick nicht sehen. Das liegt daran, dass Du in die falsche Richtung schaust. Wenn Du damit beginnst, Dich selbst einzusehen, erfasst Du, in einem einzigen Moment, wer Du wirklich bist. Dann siehst Du mit dem Herzen gut.
Alle Menschen haben eine Sehnsucht: die Seh(n)sucht danach, etwas zu Sehen. Dafür jedoch musst Du zuerst Deine Augen schließen, denn die Kraft des Augenblicks ist Einsicht. Wir sollten anfangen damit, zu finden, was wir sehen – und aufhören, zu suchen, was wir bereits gefunden haben.“

 
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