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Erich Kästner
An alles Unrecht, das geschieht, ist nicht nur der schuld der es begeht, sondern auch der, der es nicht verhindert.


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Der Wagen im Tarot oder: Die Basis für erfolgreiches Handeln
Birgit Kratz

Seit Jahren beschäftige ich mich mal mehr mal weniger intensiv mit Tarot. Die Bilder auf den Karten ziehen immer wieder meine Aufmerksamkeit an. Dabei weiß ich nie so recht, was das soll und wo das hinführt. Manchmal hilft mir das Betrachten der Bilder, Verworrenes klarer zu sehen, manchmal erleichtert es mir, in Alltagssituationen Entscheidungen zu treffen.

Es kommt aber auch vor, dass mir die Beschäftigung mit Tarot zu Erkenntnissen verhilft, die meine Weltsicht verändern. Sowas ist mir gestern widerfahren. Da deckte ich die Karte 'Der Wagen' auf. 'Na prima!', dachte ich, 'diese Karte zeigt mir ja nun ein Bild voller Widersprüche ... '
            
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Da steht also ein Mann (oder ist es eine Frau?) in einem Ding, was man auf den ersten Blick für einen Wagen halten könnte. Aber merkwürdig, wenn ich mit dem Lineal nachmesse, stelle ich fest, dass der Radius der Räder gerade so gewählt ist, dass die Unterseite des Wagens, in dem die Figur steht, exakt auf dem Untergrund aufliegt. Könnten die Räder den "Wagen" überhaupt in Bewegung bringen?

Und dann: Das, was man auf den ersten Blick für Zugtiere halten könnte - die sind gleich gar nicht mit dem "Wagen" verbunden, sondern sie sitzen einfach davor. Sie könnten hinlaufen wo sie wollen, ohne dass das irgendeine Auswirkung auf die Position des Wagens haben könnte (wenn ich annehme, dass das Szenario hier auf der Erde spielt, wo die physikalischen Gesetze der Erdanziehung und Reibung wirken). Was für Wesen sind das? In welchem Verhältnis stehen sie zu dem Wagen und zur Person, die sich darin befindet?


© Königsfurt-Urania Verlag, Krummwisch/Deutschland. www.koenigsfurt-urania.com
Der da im Wagen steht, hat auch keine physische Möglichkeit (Zügel oder sowas), den Wagen zu lenken, wenn der Wagen sich bewegen könnte und Zugtiere hätte.

Außerdem scheint die Person im Wagen einbetoniert zu sein. Nicht nur, dass der Wagen selbst sich nicht über die Erde bewegen kann, der im Wagen kann den Wagen auch nicht verlassen, um selber loszumarschieren. Er scheint vielmehr eins mit dem Wagen zu sein. Was bedeutet dieses Bild?

Auf den Kleidern des Passagiers sind Symbole zu erkennen. Sie erinnern an Zeichen, welche in Horoskopen verwendet werden. Ist das Schicksal des "Wagenfahrers" in Form seines Horoskops in sein Kleid eingewebt? Steht das Drehbuch seines Lebens schon fest? Wenn ja - lässt sich daran etwas ändern?

Und dann wird der Karte als eine mögliche Bedeutung zugeordnet: Beginn erfolgreichen Handelns.

Wie soll das denn gehen? Der Typ ist völlig lahmgelegt und kann im Relativen, so, wie es sich jetzt darstellt, gar nichts bewirken. Alles scheint beweglich zu sein, nur er nicht, selbst sein Zauber(?)Stab scheint einbetoniert zu sein!

Ist er deswegen unglücklich? Er sieht nicht so aus! Er sieht für mich eher wach aus, als würde er die äußere Situation in sich aufnehmen und genau wissen, was er tun will. Ist das ein Audruck dynamischer Stille, die ein gewaltiges Potential in sich trägt? 

Vielleicht ist das Bild des "Einbetoniert-Seins in einem Wagen, der sich nicht lenken lässt" eine Einladung an den Wagenfahrer, mit seinem Inneren in intensiven Kontakt zu kommen, solange noch kein Handeln im Äußeren möglich ist? Wie fühlt es sich an, eingesperrt zu sein und keine Macht über die Bewegung des Vehikels zu haben, in dem man sich befindet? Wie reagiert das System, in dem ich mich befinde, wenn ich mit meiner Situation am Hadern bin, wenn ich sie unbedingt ändern will? Und wie reagiert das gesamte System (äußeres und inneres), wenn ich mit dem einverstanden bin, wie es eben jetzt gerade in diesem Moment ist?

Könnte die Karte ein Hinweis darauf sein, dass das Anliegen und Ziel der Reise dieses merkwürdigen Gefährts und seines Passagiers ist,  jetzt und hier anzukommen - in diesem Moment? Dass das Ziel gar nicht fern in der Zukunft liegt, sondern jetzt bereits hier erreichbar ist? Dass HIER der Ort ist, an dem zu sein Sinn und Zweck des Lebens ist?


Andererseits:
Wer sagt denn, dass es keine Mechanik gibt, die den Wagen anheben könnte, sodass er im nächsten Moment von den Achsen getragen wird, während die Räder ins Rollen kommen? Wer kann wissen, was im nächsten Augenblick geschieht?

Wenn der, der da im Wagen steht, jeden Moment einhundert Prozent präsent ist, hier und jetzt, dann wird er die Veränderung bemerken und angemessen reagieren können. Intuitiv, aus seinem Zentriert-Sein und der Wahrnehmung dessen, was um ihn herum geschieht, heraus.

Ist das möglicherweise die Basis für Erfolg im Handeln: Die stille Wacheit und absolute Präsenz dessen, der jetzt in seinem vollen Potenzial hier ist?




...abschließend noch ein paar Fragen, die sich mir bei der Betrachtung der Karte stellen:

Was bedeutet für mich "Erfolg im Handeln"?
Dass ich ein gestecktes Ziel erreiche.
Was erhoffe ich mir vom Erreichen eines Zieles?
Dass ich glücklich und zufrieden bin, wenn ich das Ziel erreicht habe.
Muss ich, um glücklich und zufrieden sein zu können, überhaupt ein Ziel erreichen?
Kann ich diesen Moment vor dem Handeln, da ich (noch) am Handeln gehindert werde, genauso wertschätzen wie das erhoffte Erreichen des Ziels?
Kann ich glücklich sein, wenn ich versage und mein Ziel niemals erreiche?
Und: Was ist mein Ziel?

www.birgit-kratz.de

  
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